In loser Folge dokumentiert ostfussball.com in dieser Rubrik mehr oder weniger (ost)fußballtangierende Kostbarkeiten der deutschen Schriftsprache – unkommentiert, da die Fundstücke zumeist einiges selbst postulieren; und dabei einfach für oder gegen sich sprechen …
(…) Dietmar Beiersdorfer verantwortet den Bereich Fußball bei Red Bull. Der österreichische Getränkehersteller engagiert sich als Sponsor in etlichen Sportarten wie der Formel 1 und Fußball und strebt mit dem FC Red Bull Salzburg, den New York Red Bulls und neuerdings auch mit RB Leipzig sein Marketingkonzept voran.
(…) Inwieweit ist das Projekt Leipzig schon etabliert und auch akzeptiert?
Beiersdorfer: Es war ein schwieriger Beginn, aber jetzt sind die Prozesse im Laufen. Unser Weg ist der einzige, der auf Sicht Profifußball in der Region möglich macht. Aus Gesprächen mit Leipzigs Oberbürgermeister und Vertretern aus der Wirtschaft und des sächsischen Fußballverbandes habe ich den Eindruck gewonnen, dass wir ernst genommen werden.
Seit dieser Saison spielt RB Leipzig im Zentralstadion, an dem Red Bull sich gleichfalls die Namensrechte gesichert hat. Ist die Spielstätte für Regionalligafußball aber nicht gewaltig überdimensioniert?
Beiersdorfer: Mit dem Besitzer des Stadions (Michael Kölmel – d.R.) haben wir einen vernünftigen Vertrag geschlossen, dessen finanzielle Komponente sich nach der Ligenzugehörigkeit richtet. Wir haben eine gute Heimstätte gefunden.
Zum ersten Spiel gegen Türkiyemspor kamen nur 4.000 Zuschauer in die zehnmal so viel fassende Arena.
Beiersdorfer: Das muss sich alles entwickeln, wir waren mit dieser Zahl sehr zufrieden. Begeistert waren wir davon, dass innerhalb einer Stunde alle 16 VIP-Logen für die komplette Saison verkauft waren.
Mateschitz hat erklärt, Leipzig solle “in fünf bis sieben Jahren” international spielen. Suchen nicht auch Sie, der mit dem HSV schon ganz oben mitspielte, die Augenhöhe zum FC Bayern?
Beiersdorfer: Dafür müssten wir sehr, sehr viel Geld in die Hand nehmen – sehr viel mehr, als wir es jetzt tun. Der FC Bayern wächst seit 1965, also seit knapp fünf Jahrzehnten. Was wir den Bayern aber gern streitig machen würden: Im Moment sind sie geografisch gesehen der östlichste Bundesliga-Klub. Das würden wir ganz gern werden. Für weiterführende Kampfansagen stehe ich nicht bereit. Moment, ich zeige Ihnen etwas.
Das sind Luftbildaufnahmen eines Trainingsgeländes?
Beiersdorfer: Es stehen drei Areale in und um Leipzig zur Auswahl. Gespräche mit der Stadt und dem sächsischen Verband laufen. Wir wollen langfristig einen Verein aufbauen, der organisch wächst. Dazu braucht es Strukturen, Wurzeln.
Vieles daran erinnert an das Modell Hoffenheim …
Beiersdorfer: … das mit einem klaren Konzept ja kein schlechtes ist. Trotzdem wollen wir keinen Klub kopieren, sondern unser eigenes Original sein. Wir wollen eigene Geschichte schreiben.
Das wollte Red Bull auch in Salzburg, doch dort ist das Vorhaben gescheitert, den Klub unter Europas Top 15 zu etablieren. Warum?
Beiersdorfer: Weil die Ankündigung selbstverständlich zu hoch gegriffen war. Das geben die Rahmenbedingungen im österreichischen Fußball einfach nicht her.
Und deswegen soll in Salzburg künftig ein Ausbildungsteam spielen, während der Fokus auf den Standort Leipzig verlagert wird?
Beiersdorfer: Die Dimensionen im deutschen Fußball sind einfach ganz andere. Die Bundesliga generiert knapp 500 Millionen Euro TV-Gelder, in Österreich sind es gerade einmal 17 Millionen. Die deutsche Bundesliga ist eine der besten Ligen in Europa, sie ist zuletzt überproportional gewachsen, ihr Zuschauerschnitt steigt Jahr für Jahr und liegt zurzeit bei etwa 46.000 Besuchern pro Spiel. Dorthin wollen wir – und irgendwann auch in die internationale Topklasse (…)

[Interview-Auszug: Dietmar Beiersdorfer – Wo RB Leipzig den FC Bayern ablösen will — welt.de, 17. August 2010, 14:02]